
~*Der kleine Kürbis*~
von Ursula Evelyn
s
war
einmal ein kleiner Kürbis. Er wuchs zusammen mit vielen anderen Kürbissen,
die
alle eine wunderschöne Farbe hatten und kräftig waren,
auf einem großen, weiten Feld in der Nähe eines
kleinen Dorfes heran. Der kleine Kürbis aber war klein
und blass. Doch er war glücklich, weil sie alle gute
Freunde waren. Nur die schönen Kürbisse blieben
gerne unter sich und hielten sich von den anderen Kürbissen
fern. Die aber freuten sich am Tag über den
Sonnenschein und in der Nacht kuschelten sie sich eng
aneinander, um nicht zu frieren.

Oft
hörte der kleine Kürbis den anderen zu, wenn sie von
dem Bauer aus dem Dorf erzählten, der bald mit einem
großen Wagen kommen- und sie alle abholen würde. Sie
erzählten, dass es im
Dorf Kinder gab, mit denen sie viel Spaß haben würden.
Genau
wie die großen Kürbisse freute sich auch der kleine Kürbis auf
den Tag an dem der Bauer kommen würde. Er
konnte diesen Tag kaum erwarten. Und dann war es endlich
soweit. Von fern hörte er den Wagen immer näher
kommen. Ein Kürbis nach dem anderen wurde vom Bauer auf
den Wagen
gehoben, bis das ganze Feld leer geräumt war.
Der kleine Kürbis
wunderte sich, warum niemand zu ihm kam und ihn auf den Wagen trug.
Der Bauer war schon ein paar Mal an ihm vorbeigelaufen
und hatte ihn jedes Mal übersehen. Lag es daran, dass er so
klein und blass war?
Am Ende des Tages
lagen die großen Kürbisse alle auf dem Wagen und freuten sich auf die
Fahrt ins Dorf.
Traurig sah der kleine Kürbis ihnen
nach. Er fühlte sich plötzlich ganz einsam und verlassen auf dem großen,
weiten Feld. Ganz alleine lag er jetzt dort. Und als es
dunkel und kalt wurde, und ein kräftiger Wind
aufkam, begann er zu frieren. Er hatte niemanden mehr, an den er
sich kuscheln konnte. Ein paar Tränen kullerten über
sein Gesicht. Warum
hatte man ihn übersehen und hier alleine zurückgelassen?

Viele Tage lag er ganz alleine auf dem Feld, bis ein paar
Kinder kamen und ihre Drachen steigen ließen. Eins der
Kinder kam auf ihn zugerannt und blieb direkt vor ihm stehen.
„He, kommt mal her, hier liegt noch ein kleiner
Kürbis,“
rief er und winkte die anderen Kinder herbei. Schnell
kamen die anderen Kinder angelaufen und sahen den
kleinen Kürbis an.
„ Wir
könnten
ihn doch mitnehmen", sagte eins der Kinder, "bald ist
doch Halloween.“
Der
kleine Kürbis wusste nicht was Halloween war, aber er
war sehr dankbar, dass man ihn entdeckt hatte und
mitnehmen wollte, bevor es
noch kälter und seine Einsamkeit noch größer wurde.
Das
Kind nahm den Kürbis auf den Arm und drückte ihn an
sich. Dem kleinen Kürbis wurde ganz
warm vor Freude. Dankbar schmiegte er sich fest an den
Jungen, der mit den anderen Kindern
zurück ins Dorf eilte. Dort traf der kleine Kürbis ein
paar seiner großen Kürbis-Freunde vom Feld wieder. Sie
lagen auf der Gartenterrasse vor einem schönen Haus
und freuten sich ihn wiederzusehen. Sie hatten ihn alle
sehr vermisst und sich große Sorgen um ihn gemacht. Der Junge legte den kleinen Kürbis zu den
anderen, die sich sofort eng an ihn kuschelten um ihn zu
wärmen, denn es war sehr kalt geworden. Besonders
nachts, wenn der Herbstwind um das Haus fegte, war der
kleine Kürbis dankbar, dass er in der Dunkelheit und Kälte
nicht mehr alleine auf dem Feld ausharren musste.
„Wo
sind eigentlich die schönen Kürbisse", wollte der
kleine Kürbis wissen, weil er sie
nirgends entdeckten konnte. „Oh, die werden auf dem
Markt ausgestellt, wo man sie bewundern und kaufen kann,“ antwortete einer der großen Kürbisse. Der
kleine Kürbis verstand das nicht. „Warum werden sie
bewundert und gekauft?“ „Na, weil sie so schön
sind“, gab der große
Kürbis zurück. Das konnte der kleine Kürbis nicht verstehen. Waren er und die großen Kürbisse
denn nicht auch schön?
Weiter
geht's auf Seite 2


Graphics
© www.lauras-home.de
|